Einfach mal ne Auszeit nehmen
Juckte es mich neulich noch in den Fingern ein bisschen über die gelegentliche Langweiligkeit des Lebens zu jammern, muss ich dieses Vorhaben nach näherer Betrachtung der vergangenen Wochen eindeutig verschieben. Eigentlich ist das Leben ja ziemlich schön und wild: neulich die Sache mit der Herrentoilette und all die anderen Dinge über die ich hier noch keine Zeile geschrieben habe. Gestern Morgen zum Beispiel bin ich das erste Mal in meinem Leben in einem Krankenwagen mitgefahren. Von der Tramhaltestelle am Hackeschen Markt rüber zur Notaufnahme der Charité. Auf Höhe der Haltestelle Rosa Luxemburg Platzes, hatte sich mein Kreislauf und Körper in der Tram M2 eine Auszeit genommen und ich bin umgekippt. Einfach so. Schnell ging das, sehr, sehr schnell. 10 Sekunden Hitzewallungen und weiße Flecken vor den Augen und schon war es passiert. Das erste woran ich mich wieder erinnern kann, ist der Ausblick auf diverse Personen und erschrockene Gesichter die um mich herum auf dem Boden knieten. Die M2 endet vor dem Tor zu den Hackeschen Höfen. Immer noch geschwächt und Sichteingeschränkt, hat man mich aus der Tram "gezerrt" und auf die Sitzbank der Haltestelle gelegt. Dort angekommen, kroch das Leben und die klare Sicht langsam, langsam wieder zurück in mich. Man reichte mir eine Flasche Wasser auf die Bank und rief trotz meines leisen Protestes einen Rettungswagen, welcher dann kurze Zeit später auch eintraf. Während der Versorgung durch die Rettungshelfer hielt hinter der Haltestelle ein LKW. Der LKW Fahrer kurbelte sein Seitenfenster herunter, rief "Mund zu Mund Beatmung" und lachte während er beinahe noch zwei Passante umfuhr. Well, Notärzte wären ja zur Stelle gewesen. Vollidiot habe ich zurück gegrummelt, mehr ging nicht. Später im Krankhaus gab es eine Runde Glucoselösung vom Tropf, eine Caliumtablette, Ruhe und ermahnende Worte weil ich seit 15 Stunden nichts gegessen hatte. Mein Frühstück steckte noch in meiner Tasche. Essen wollte ich es zum Kaffee im Büro. So mache ich das meistens und demnach hätte ich eigentlich schon viel öfter umkippen müssen. So eine Notaufnahme ist übrigens genau so, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Man liegt auf seiner Liege und hinter einem Vorhang, liegt nebendran der nächste auf seiner Liege. Puh, was man da so alles mitbekommt. Gegen 13 Uhr war ich dann zum Glück wieder auf freiem Fuss, habe mich von einem Taxi zu einem gemütlichen Bett + Aufsichtsperson fahren lassen und den Rest des Nachmittags geschlafen. Welch aufregender Tag. Wenn eine Woche so anfängt, kann sie ja eigentlich nur noch besser werden. Hoffen wirs mal.
Miss Glitter - 17. Okt, 15:00